Psychiatrische Tagesklinik für junge Erwachsene

Zum Jahresbeginn 2024 hat das SKH Altscherbitz eine Psychiatrische Tagesklinik für junge Erwachsene mit 22 Plätzen eröffnet. Damit ergänzt die Klinik für Psychiatrie und Neurologie ihr bisher rein stationäres Angebot für die Zielgruppe der jungen Menschen im Alter zwischen 18 und 25 Jahren. Durch die tagesklinische Therapie sind die Patienten weiterhin in ihrem gewohnten Lebensrahmen aktiv und können Therapiefortschritte durch praktische Übung im familiären oder sogar beruflichen Alltag zeitnah trainieren und festigen.

Warum gerade für junge Erwachsene? Die Reifungs- und Übergangsphase stellt für viele junge Menschen in einer Zeit fast unbegrenzter Möglichkeiten eine große Herausforderung dar (Schwellensituation). Oft führen mangelnde sozio-emotionale Kompetenzen bei einer großen Vielfalt an Bewältigungsaufgaben zu Überforderung und Scheitern sowie resultierend zu psychischer Erkrankung. Die Ursachen liegen oft in Konflikten, die gerade in Umbruchzeiten entstehen.

Gedacht ist die tagesklinische Therapie für Patienten, die so stabil sind, dass sie keiner vollstationären Behandlung bedürfen. Auch für Patienten, die bereits auf der Station für junge Erwachsene behandelt wurden und durch die Therapie erste Erfolge erzielt haben, kann ein Übergang in die tagesklinische Gruppe mit einer lebensnahen Therapie hilfreich für die Rückkehr in den Alltag sein, gerade wenn sie dafür allein noch nicht gefestigt genug sind. Die teilstationäre Behandlung begleitet die Betroffenen zurück in ein aktives Leben. So bleiben die jungen Erwachsenen innerhalb ihrer sozialen Bindungen und nehmen weiterhin am gesellschaftlichen Leben teil. Behandelt werden sie nach einem festen Therapieplan. Abends, nachts und am Wochenende sind sie zu Hause. So sind die Patienten in engem Kontakt zu ihrem persönlichen Umfeld und ihre Rückkehr in ein komplett selbstbestimmtes Leben verläuft sanft.

Mögliche psychiatrische Krankheitsbilder

sind Depressionen, Ängste, Somatisierungsstörungen, Zwänge, Essstörungen, Persönlichkeitsentwicklungsstörungen, Psychosen.

Die jungen Patienten kämpfen mit:

  • Schwierigkeiten in der beruflichen und partnerschaftlichen Orientierung,
  • mit der Übernahme von Selbstverantwortung,
  • mit den steigenden Anforderungen des Umfeldes,
  • mit oft konfliktreichen Auseinandersetzungen in der „Peer-Group“ sowie
  • mit der Findung einer eigenen konsistenten Identität.

In der psychiatrischen Tagesklinik für junge Erwachsene wurde für diese Lebensthemen und Probleme eine Gruppe eingerichtet. Die Patienten profitieren hier besonders von der altershomogenen Gruppenzusammensetzung, innerhalb der sie ihre psychischen Kompetenzen wie Selbstbewusstsein, Emotionswahrnehmung und -ausdruck, kommunikative Fähigkeiten und Stressbewältigungsfähigkeiten weiterentwickeln und ausbauen können. In diesem förderlichen Umfeld gelingt es den jungen Patienten oft besser als in den gewohnten festgefahrenen Kommunikationsstrukturen, Orientierung für ihr weiteres berufliches und soziales Leben zu finden und diese parallel in ihrem Alltagskontext zu erproben. 

Therapie

Konkrete Ziele und eine sehr klare Tages- und Wochenstruktur helfen den jungen Patienten dabei, sozialen Rückzug oder auch die Fixierung auf virtuelle Kommunikation, Computerspiele oder psychotrope Substanzen zu überwinden. Das tagesklinische junge Erwachsene-Gruppentherapie-Programm ermöglicht jedoch auch die Auseinandersetzung mit problematischen Lebensgeschichten und nach vorn gewandt die Entwicklung einer flexiblen und belastungsfähigen Persönlichkeit mit der Erfahrung, im eigenen Leben etwas bewirken zu können. Zusammenfassend kann man die tagesklinische junge Erwachsenen-Gruppe daher auch als "Selbstwirksamkeitsgruppe" bezeichnen.

Die Behandlung erfolgt schwerpunktmäßig in Gruppentherapie, daneben finden auch Einzelgespräche statt. Das multiprofessionelle Team besteht aus Fachärzten für Psychiatrie und Psychotherapie sowie Neurologie, Psychologischen Psychotherapeuten, Ergotherapeuten, Sozialarbeiter/-pädagogen sowie medizinischem Pflegepersonal. Die mitbetreuenden Stationsärzte erarbeiten in Kooperation mit den Patienten einen Therapieplan, der vorübergehend den Einsatz von Medikamenten beinhalten kann. Die Sozialberatung unterstützt bei schulischen und beruflichen Veränderungen und hilft bei Fördermaßnahmen. Weiterhin gehören zum therapeutischen Konzept  Ergotherapie, Sport und Spiel, Ernährungsberatung, Entspannungsverfahren, Skillstraining und Achtsamkeitsübungen sowie das Training sozialer und emotionaler Kompetenzen.

Die Behandlungsdauer beträgt zwischen vier und acht Wochen. Die Einweisung ist möglich über Ärzte aller Fachgebiete, vordergründig Psychiater erwünscht, und Psychologen.