Tagesklinisches Therapieangebot für Patienten mit Post-Covid-Syndrom

Um psychische Folgen einer überstandenen Covid-19-Erkrankung aufzufangen, hat die Psychotherapieabteilung des SKH Altscherbitz ein teilstationäres multimodales psychotherapeutisches Programm entwickelt. Insgesamt stehen 6 Therapieplätze für Post-Covid-Patienten am Standort Altscherbitz zur Verfügung. Die Gesamtbehandlungsdauer beträgt vier Wochen.
Unter oberärztlicher Anleitung erfolgt die Behandlung in geschlossenen Gruppen durch ein multiprofessionelles Team, bestehend aus Ärzten, Psychologen, Pflegepersonal, Sozialarbeitern, Ergo-, Musik- und Physiotherapeuten. Die Anmeldung bzw. Einweisung erfolgt über die Post-Covid-Ambulanz des SKH Altscherbitz, von der aus bereits eine intensive psychologische Leistungsdiagnostik geplant wird.
Behandlungskonzept
Grundlage ist eine psychiatrische und allgemeinkörperliche Untersuchung und eingehende test-psychologische Diagnostik. Darauf aufbauend wird ein individueller Therapieplan erstellt. Bei einem Post-Covid-Fatigue-Syndrom macht es beispielsweise Sinn, die eigene Leistungsfähigkeit nicht zu überfordern, sondern sich Aufgaben eher in kleinere, zu bewältigende Einheiten zu unterteilen.
Es wurde ein Manual über 8 Termine zusammengestellt, was mit Hilfe von Psychoedukation (Aufklärung über die Erkrankung) und Stressbewältigung hilft, die Symptome besser einzuordnen, aber auch Techniken vermittelt, um den Lebensalltag stressfreier zu meistern.
Das Erlernen von Achtsamkeit hilft beim Erkennen körperlicher und psychischer Grenzen, macht aber auch positive Wahrnehmungserfahrungen wieder möglich und das Erlernen eines neuen Umgangs mit kognitiven und körperlichen Defiziten. Die Entspannungstherapie (PMR) stellt einen wichtigen Therapiebaustein dar. Bio- und Neurofeedback helfen den Patienten beim Wahrnehmen und der Entwicklung ihrer Entspannungs-fähigkeit. Spezielle Achtsamkeitsgruppen werden zu Verbesserung der Geruchs- und Geschmackssensationen angeboten.
Musik-, Ergo- und Kunsttherapie verfolgen einen eher meditativen Ansatz und helfen den Patienten, schrittweise mehr in ein inneres Gleichgewicht zu kommen, Selbstheilungskräfte im Körper zu mobilisieren und wieder Freude in verschiedenen Bereichen empfinden zu können. Die Ergotherapie verfolgt auch einen kompetenzzentrierten Behandlungsansatz. Dieser beinhaltet die Erarbeitung neuer notwendiger Handlungsplanungen und Problemlöseverhaltens und die Verbesserung von Frustrationstoleranz. Bei körperlichen vor allem neurologischen Einschränkungen wird eine motorisch-funktionelle Behandlung am Material und sensomotorisches-perzeptives Wahrnehmen angeboten.
Zum Therapieprogramm gehört ein computergestütztes kognitives Training mit wöchentlicher Adaptation der Programme. Der Patient nimmt damit die Verbesserung der Gedächtnis- und Merkfähigkeitsfunktionen besser wahr, was eine Selbstwirksamkeitserfahrung bewirkt. Wichtig ist auch bei diesem Training, das nicht der Leistungsaspekt im Vordergrund steht, sondern durch ein dosiertes Training die Wahrnehmung der Entwicklung der Gedächtnisleistung.
Bei der Sporttherapie stehen Atemtherapie und schrittweises Wiedererlangen von körperlicher Fitness und Wohlbefinden im Vordergrund. Auch eine Sozialberatung sowie Ernährungberatung können in Anspruch genommen werden.
Im Hinblick auf soziale Unterstützung sowie zur Transfersicherung werden gbf. Bezugspersonen in die Behandlung einbezogen und Angehörigengespräche geführt. Die Patienten erhalten regelmäßig Einzelgespräche, die inhaltlich und vom zeitlichen Umfang auf die Belastbarkeit der Patienten abgestimmt sind.
In der letzten Therapiewoche gibt es einen gemeinsamen Termin mit dem Team der Tagesklinik und der einweisenden Ärztin der Post-Covid-Spezialsprechstunde der Psychiatrischen Institutsambulanz, um die Weiterbehandlung zu koordinieren, unter anderem auch die Indikation für eine langfristige psychotherapeutische Weiterbehandlung zu prüfen.